TIME MASTERS:

Linn Schroeder & Katharina Fengler

 

 

TIME MASTERS: Dream of Lake
 

In 2009 Katharina Fengler and Linn Schröder began their collaboration as Time Masters with the installation Dilettanten der Zeit (Dilettantes of Time): "A short-term asylum for the dilettantes of time, who find calm – abandoned in accelerated space – only to be swept away by the signs which are not theirs." (Armin Digging in Zeitsetting, Hamburg 2009)

For the exhibition at Künstlerhaus Sootbörn these "signs which are not theirs" are re-inverted: the famous Lake of Dreams in Las Vegas becomes the installation Dream of Lake. The title which was originally a slip of the tongue, suggests that "Lake" does not mean any particular lake, but something incomprehensible through the logic of language; perhaps naming a blank space, a forgotten person, or a destination unknown to any map. This new installation by the two artists is a virtuosic interplay of different works, some of which evolved individually, others through collaboration. These works do not only attempt to reflect different creative processes, but also reflect different levels of awareness.

Linn Schröder’s photographs from the series To Bejewel create an eerie familiarity and remind us of scenes from a typical road movie, intertwining Alfred Hitchcock with Alice in Wonderland. They were photographed in Las Vegas, a city where one immediately loses any feeling for time and space. Katharina Fengler’s ink-blot drawings from the series Island of Kindness offer an hypnotic effect, suggesting archetypal forms but at the same time defying definition.

Those contributions contrast with the grotesque, large-format paintings that refer to movies like Suspiria (1977) or Get him to the Greek (2010). These new paintings are created by both artists working side-by-side in an experimental process. All works merge together in the exhibition to become one fantastic state of unease, arranged through artistic devotion – and should the visitors’ eyes wander down to the floor, perhaps they might witness mysterious puddles swelling from under the door and the radiator...

 

 

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«Dream of Lake», Kuenstlerhaus Sootbeorn, Hamburg, 2010

 

Dream of Lake installation view by Katharina Fengler and Linn Schröder at Künstlerhaus Sootbörn in Hamburg 2010

 

 

Dream of Lake installation view by Katharina Fengler and Linn Schröder at Künstlerhaus Sootbörn in Hamburg 2010

 

 

Dream of Lake installation view by Katharina Fengler and Linn Schröder at Künstlerhaus Sootbörn in Hamburg 2010

 

 

Dream of Lake installation view by Katharina Fengler and Linn Schröder at Künstlerhaus Sootbörn in Hamburg 2010

 

 

Dream of Lake installation view by Katharina Fengler and Linn Schröder at Künstlerhaus Sootbörn in Hamburg 2010

Installation views Dream of Lake, Künstlerhaus Sootbörn, Hamburg, 2010

 

 

African Child by Katharina Fengler and Linn Schröder

Linn Schröder & Katharina Fengler
African Child, 2010
mixed media, 58.7 x 38.3 in (149 x 97,2 cm)

 

Ich putz mir schon mal by Katharina Fengler and Linn Schröder

Linn Schröder & Katharina Fengler
Ich putz mir schon mal die Zähne
und wasch mir das Gesicht und dann mach
ich die Anti-Faltencreme ins Gesicht
die ich benutzen muss seit ich bei
American Apparel gearbeitet habe
, 2010
mixed media, 58.7 x 38.8 in (149 x 98,5 cm)

 

 

Linn Schröder
Untitled #08, from the series To Bejewel, 2009
C-Print, 41.3 x 33.9 in (105 x 86 cm)

 

 

Installation view

 

'Island of Kindness 20' ink-blot drawing by Katharina Fengler

Katharina Fengler
Island of Kindness 20, 2010
ink on paper, 16.5 x 11.6 in (42 x 29,7 cm)

 

TIME MASTERS (Katharina Fengler & Linn Schröder)

Linn Schröder & Katharina Fengler
Untitled, 2010
soda waterglass, dimensions variable

 

 

foreground:
Linn Schröder & Katharina Fengler
Campfire, 2010
wood, dimensions variable

background:
Linn Schröder
Untitled #06 & Untitled #02 from the series To Bejewel, 2009
C-Print, each: 41.3 x 33.9 in (105 x 86 cm)

 

 

Installation view

 

Katharina Fengler
Island of Kindness 35 & 40 (black series), 2010
ink on paper, each: 16.5 x 11.6 in (42 x 29,7 cm)

 

Linn Schröder
Untitled #01 from the series To Bejewel, 2009
C-Print, 41.3 x 33.9 in (105 x 86 cm)

Linn Schröder & Katharina Fengler
Smurf Cum, 2010
traffic blue wall paint, dimensions variable

 

 

Installation view

 

Installation view

 

 

Island of Kindness 2 by Katharina Fengler

Katharina Fengler
Island of Kindness 2, 2010
ink on paper, 16.5 x 11.6 in (42 x 29,7 cm)

Linn Schröder & Katharina Fengler
Smurf Cum, 2010
traffic blue wall paint, dimensions variable

 

Island of Kindness 2 by Katharina Fengler

Katharina Fengler
Island of Kindness 2, 2010
ink on paper, 16.5 x 11.6 in (42 x 29,7 cm)

 

 

Linn Schröder & Katharina Fengler
Untitled, 2010
soda waterglass, dimensions variable

 

 

Linn Schröder & Katharina Fengler
Smurf Cum, 2010
traffic blue wall paint, dimensions variable

 

 

Linn Schröder & Katharina Fengler
Engel befahlen, 2010
mixed media, 58.7 x 38.1 in (149 x 96,8 cm)

 

 

Linn Schröder & Katharina Fengler
Campfire, 2010
wood, dimensions variable

 

 

Linn Schröder & Katharina Fengler
Untitled, 2010
dirt, dimensions variable

 

 

Linn Schröder & Katharina Fengler
detail views: Engel befahlen, 2010
mixed media

 

Linn Schröder & Katharina Fengler
detail views:
Ich putz mir schon mal die Zähne
und wasch mir das Gesicht und dann mach
ich die Anti-Faltencreme ins Gesicht
die ich benutzen muss seit ich bei
American Apparel gearbeitet habe
, 2010
mixed media

 

African Child (Russell Brand detail) by TIME MASTERS (Katharina Fengler & Linn Schröder)

African Child (Russell Brand detail) by TIME MASTERS (Katharina Fengler & Linn Schröder)

Linn Schröder & Katharina Fengler
detail views: African Child, 2010
mixed media

 

 'Island of Kindness 1' ink-blot drawing by Katharina Fengler

Katharina Fengler
Island of Kindness 1, 2010
ink on paper, 16.5 x 11.6 in (42 x 29,7 cm)

 

 

 

 

 

 

 

 



Linn Schroeder und Katharina Fengler: Dilettanten der Zeit

*Time Masters/ Herrscher der Zeit

FOTOFOLGEN

K'S WEB SITE

Katharina Fengler Linn Schroeder

Panorama: 'Dilettanten der Zeit' 2009 von Linn Schröder und Katharina Fengler.

Detail: 'Dilettanten der Zeit' 2009.

Katharina Fengler Linn Schroeder

Detail:'Dilettanten der Zeit' 2009.

Katharina Fengler Linn Schroeder


Zeitsetting

von Armin Digging

 

Arkadien

Der wahre Dilettant hat den Naturzustand nie verlassen, kennt keine künstlichen Sprachen. Die natürlichen Sprachen[1], also die Unmittelbarkeit des Ausdrucks im Sinn, machen ihn, den wahren Dilettanten, zum Repräsentanten des Ursprungs.

Der wahre Dilettant ist der Dilettant der Zeit, insofern er keinen Anfang und kein Ende kennt und nur Ur-Sprung (der, welcher als Erster springt) sein kann. Er bewohnt die Arkadien der Zeit. Dies trifft am Anfang der Zeit auch für den Herrscher der Zeit zu. Dieser aber kennt seit dem nur das Ende der Zeit. Er ist der Tod, immer bemüht den Anfang auszulöschen, zumindest seinem Wunsche nach, um selbst Ursprung zu sein.

Der wahre Dilettant kennt den Aufschub nicht und die Zeichen nicht, die davon künden. Die Differenz[2] von Signifikat und Signifikant oder Bezeichnetem und Bezeichnendem ist ihm fremd und deshalb mag er auch identisch sein mit einer Zeit, die keinen Anfang kennt, ewig andauert; und das Ende ist ihm fremd[3].

Wach ist er, der wahre Dilettant, doch nur im Unmittelbaren. Im Intervall der natürlichen, unbekannten Zeit findet er seinen Rhythmus und erfährt synchron den Ausdruck als Eindruck – quasi in Echtzeit. Diese quasi Echtzeit, die Arkadien der Zeit sind der Ort der natürlichen, unbekannten Zeichen.

Um die Zeit im Ur-Sprung, oder um die Zeit im Ersten Sprung zu beherrschen, hat der Herrscher der Zeit das künstliche Zeichen eingeführt, die Kunde vom Aus­druck im Eindruck. Das Zeichen eingeführt, einbrechen lassen in den Aufschub des Eindrucks. Dieses erste künstliche Zeichen war für den Herrscher der Zeit, aber wie ein Unfall[4] im Ersten Sprung, es hat sein eigenes Beginnen ausgelöscht, vergessen gemacht, die Kontinuität des Sprungs war unterbrochen. So wurde für den Herrscher der Zeit, das Zeichen zum Ersatz, zum Supplement[5] für das Beginnen und zum Ende des Anfangs.

Der wahre Dilettant verlässt die Arkadien nie. Es ist der Herrscher der Zeit, der mit Hilfe des Zeichens, des Supplements, ausgezogen ist, um in der Fremde die Zeit, den Ursprung, einbrechen zu lassen. Den Raum zu erobern und zu kolonia­lisieren. So drängt er den Ausdruck ins Zentrum der Arkadien zurück und dehnt (denkt) den Kalender, das Urteil, das Ding und deren Kunde bis an die Grenzen des Universums aus und sogar darüber hinaus – ins Multiversum, um dort den letzten Eindruck zu veräußern.

Initiation

In einem Setting, bestehend aus einer Zimmertapete, mit Blick aus den Arkadien der Zeit, und aus einem Modelaufbau der Arkadien, sowie einer sich in den Arkadien der Zeit befindlichen Galerie, rekonstruieren die Time Masters, Linn Schröder und Katharina Fengler, eine Raststätte. Einen virtuellen Ort zum Ausruhen, für die neu aufkommende Zeitsucher­generation. Ein kurzzeitiges Asyl für die Dilettanten der Zeit, welche verschollen im beschleunigten Raum, Ruhe finden können. Um gleich wieder fortgerissen zu werden, von den Zeichen, die nicht ihre sind.

Dieses Asyl versteht sich als Simulation der Arkadien der Zeit, in der das Ding und das Urteil, die Differenz und der Intervall, der Tag und der Kalender, als Aufschub seiner selbst – dem blinden, taub und stummen, geschmack- und gefühllosen, kein Mitleid und keine Leidenschaft wissenden Dilettanten der Zeit im expandierenden Universum der Supplemente, im universellen Text koloniali­sierender Ideologien, einer Arche gleich, ihm wenigstens für kurze Zeit Bewusstsein verleihen.

Es ist zu vermuten, dass schon innerhalb eines Quantenintervalls, der so genann­ten Quanten­zeit[6], der Dilettant der Zeit wieder im blinden Fleck der Erkenntnis verschwindet. Aber wann immer man einen Dilettanten der Zeit trifft, wird er vielleicht vom Einbrechen der Zeichen in die Zeit der Arkadien berichten und damit vom Ursprung des Bewusstseins erzählen.

 

Armin Digging ist zur Zeit Vorsitzender im Aufsichtsrat der Kunsthalle Black Hole in Liverpool.

Er legt großen Wert darauf nur mit "Digg" angesprochen zu werden und stammt aus einem

Provinznest in Styria, wohin er niemals zurückkehren möchte, aller höchstens als Supplement.

 



[1] Alle Sprachen sind Kunstgebilde. Lange hat man nach einer natürlichen und allen Menschen gemeinsamen Sprache gesucht; zweifellos gibt es eine: es ist die, welche die Kinder sprechen, bevor sie sprechen können.“ J.J. Rousseau, Émile, S. 45, 1762 

[2] Differenz im Strukturalismus: Das sprachliche Zeichen besteht aus dem Signifikanten als Bedeutungsträger und dem Signifikat als Inhalt. Die Differenz zwischen den Inhalten erzeugt erst das Signifikat und den Signifikanten, das Bezeichnete und das Bezeichnende.

[3] "Das Ende –

dem wahren Dilettanten ist ES fremd.

Weil DER wahre Dilettant DAS Ende nicht kennt,

ist ihm DIE Macht auch unbekannt.

DIE Macht ist der Aufschub,

die Kunde vom Ursprung des Anfangs

in den das Ende einbricht.

Die Macht expandiert den Raum

durch immer kleinere Intervalle von Kunden

für Kunden der Zeit,

für den Marktplatz der Beschleunigung."

(2009, Kunde von Armin Digging für Paul Virilio)

[4] „Die Rede ist von der TYRANNEI DER ECHTZEIT, diesem „Zeitunfall“ der Augenblicklichkeit, als Frucht eines technischen Fortschritts, der politisch außer Kontrolle ist.“ P. Virilio, Zeitunfall, Kapitel aus Panische Stadt, Passagen Verlag, 2007

[5] „Tatsächlich entreißt die Supplementarität die Sprache  ihrer Ursprungs-Bedingung, ihrem Konditionalis oder ihrem Ursprungs-Futurum, dem also, was sie ha(e)te sein müssen und was sie nie gewesen ist: sie hat nur entstehen können, indem sie ihr Verhältnis zu allem Ursprung suspendierte.“ J. Derrida, Grammatologie, S. 418, STW 1983, Originaltitel De la grammatalogie, 1967

[6] Die Physiker sprechen von der Planck-Skala. Sie beschreibt die kürzestmöglichen Zeitintervalle, Entfernungen etc. Die Plancklänge etwa beträgt einen billionstel trilliardstel Zentimeter (in Hochzahlen ausgedrückt: 10-³³ Zentimeter)



Katharina Fengler Linn Schroeder